MONAS Sensoren / Entwicklung

Monaden sind nach Leibnitz die Quelle von nicht erklärbarem Wirken in der Natur. Die in den 1920er Jahren von C.G. Jung und Max Wertheimer entwickelte Polygraphen-Technik (elektrodermale Aktivität) dient als Grundlage für dieses Kunstprojekt. Hierbei werden dynamische Veränderung in der Leitfähigkeit der gewählten Oberflächen gemessen (GSR galvanic skin response).

Die zentrale Idee der Sensorentwicklung ist es, Daten sowohl aus elektrischen Impulsschwankungen unterschiedlicher Pflanzen als auch aus unterschiedlichen Luftbestandteilen (Methan, Kohlendioxid, Methan), Temperatur und Licht in eine hörbare und sichtbare Verbindung zu bringen. Die Daten werden mit bearbeiteten Naturgeräuschen aus der direkten Umgebung verknüpft (Sonifikation) und daraus spezifische Fieldrecording-Instrumente entwickelt. Die Messdaten werden dadurch in einen neuen künstlerischen Kontext gestellt: Eine eigenwillige Sinfonie der Natur entsteht: ein bestimmter Ort, bei bestimmtem Licht und Wetter - genau jetzt. Als Weiterführung der „Musique Concrete“ werden natürliche Klangobjekte mit den multidimensionalen Daten verknüpft.

Technik

Die MONAS-Sensoren und das Empfangsgerät wurden auf Arduino-Plattformen entwickelt. Bis zu 12 unterschiedliche Sensormodule können am Empfänger per Funk angeschlossen werden:

  • GSR (galvanic skin response) für mehrere Pflanzen

  • klimarelevante Gase:

CO2 / Kohlendioxid

CH4 / Methan

  • Temperatur / Luftfeuchtigkeit / Luftdruck

  • Windmessung

  • Lichtsensor

  • Bodenfeuchtigkeit

  • Sauerstoffsättigung von Wasser

Die Sensoren senden kabellos auf dem Funkprotokoll ESP Now, welches schneller ist als WiFi oder Bluetooth und in beide Richtungen konfiguriert werden kann. Die Funkreichweite beträgt im Freien etwa 20 - 50 m.

Die Abtastrate der Messungen am Arduino-Chip liegt bei 100kHz, die analogen Sensoren senden eine Datenbreite von 4096 Werten. Um eine möglichst realistische Abbildung der Aktivität zu erhalten, werden die Datenwerte nur dann an den Empfänger gesendet wenn eine Änderung verzeichnet wird.

Alle Sensormodule werden mit 5V Spannung über Solarmodule und Powerbanks versorgt.

Die Daten werden am Computer ausgelesen und per Software verschiedenen individuell angefertigten Fieldrecording-Instrumenten, musikalischen Effekten, quadrofonischen Raum-Lautsprechern oder Video-Software-Parametern zugeordnet.

Im gesamten Setting entsteht so eine Bild- und Klanglandschaft aus Natur-Instrumenten, die von den angeschlossenen Pflanzen und der Luftumgebung „gespielt“ werden.

Reconnection: Recherche

Im Mittelpunkt dieser Recherche und Forschung steht die Verbindung von Sonifikation aus multidimensionalen Naturdaten mit Lichtkunst- und Performanceformaten. Aus künstlerischen Fragen zum Naturbegriff - im Spannungsfeld zum Menschgemachten - werden hierbei konzeptionelle Denkanstöße: Bei der Entwicklung eines Klangarchivs aus Fieldrecordings drängt sich die Frage auf, ob nicht auch Aufnahmen unter der Erdoberfläche gemacht werden können? Wie klingt es unter der Grasnarbe? Wie klingt es bei Regen tief im Waldboden? Dazu untersuchen wir die Möglichkeiten unterschiedlicher Mikrofonsysteme in verschiedenen Bodenstrukturen, um das Archiv um eine neue Dimension zu erweitern.

Eine weitere, darauf aufbauende Frage ist, wie man zusätzlich zu den gemessenen elektrischen Pflanzenimpulsen weitere, insbesondere klimarelevante Natur-Daten wie Treibhausgase (Kohlendioxid, Methan) mit neuen Sensoren auslesen und musikalisch orchestrieren kann (Sonifikation).

Neu entwickelte Sensoren ermöglichen es, die Natur in einer umfassenden Form in neue Projektideen einzubinden, da die ausgelesenen Daten auch mehrdimensionale Steuerungen von Ton und Licht ermöglichen.

Die komplexen Möglichkeiten dieses neuartigen Pionier-Instruments erforschen wir künstlerisch in unterschiedlichen Umgebungen.

Im weiteren Verlauf der Recherche dient dieses Instrument als Plattform für interdisziplinäre Zusammenarbeiten mit LichtkünstlerInnen oder Tanz- und Performance-KünstlerInnen.


Die Recherchen sind gefördert vom Fonds für Darstellende Künste aus Mitteln der Bundesregierung / #NeustartKultur

www.naturmusik.net

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